Glossar

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht zentraler Begriffe, die im Modul eingeführt wurden nach Themenbausteinen sortiert.

Hier kommen Sie zu den Begriffen der Themenbausteine

Themenbaustein Grundbegriffe

Bildung

Bildung ist ein umfassender Prozess, der als normatives Ideal die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung fördert sowie als Ressource dient, um berufliche Ziele zu erreichen. Sie umfasst den Erwerb von Handlungskompetenzen, Wissen und kulturellen Praktiken, die für die gesellschaftliche Orientierung relevant sind, und beeinflusst individuelle Leistungen sowie Zugangschancen zu sozialen Positionen.

Chronosystem

Das Chronosystem spricht die zeitlichen Bedingungen und Restriktionen von Handlungen, Institutionen und Kontexte bis hin zu individuellen Entwicklungsprozessen an und umfasst auch die historische Zeit.

Erziehung

Erziehung bezeichnet alle gezielten und bewussten Einflüsse, durch die Menschen bewusst auf die Persönlichkeitsentwicklung anderer Menschen Einfluss nehmen, um festgelegte Erziehungsziele, wie z.B. einen guten Schulabschluss oder die Förderung sozialer Kompetenzen, zu erreichen.

Exosystem

Lebensbereich der Person ohne direkte Beteiligung in dem Ereignisse oder Prozesse stattfinden bzw. in dem strukturelle Restriktionen oder Opportunitäten gebildet werden, welche Einfluss auf den Handlungs- und Möglichkeitsraum von Individuen hat.

Makrosystem

Umgebung der kulturellen, rechtlichen, sozialen und politischen Kulturen und Subkulturen, welche Auswirkungen auf Mikro-, Meso- und Exosysteme haben können.

Mikrosystem

Umgebung, in der Individuen die meiste Zeit in Interaktionen und Handlungen (= proximale Prozesse) involviert sind. Beispiel dafür sind die Familie, Schule und Peerbeziehungen.

Pädagogisches Handeln

Pädagogisches Handeln ist ein professionelles Vorgehen, das auf die Förderung des Lernens und der persönlichen Entwicklung anderer Personen abzielt. Es ermöglicht Individuen, sich unabhängig zu entwickeln und eigene Bewertungen zu bilden. Dabei ist es situativ und abhängig von den jeweiligen Zielen und Bedingungen, was es nicht eindeutig als richtig oder falsch klassifizierbar macht. Das übergeordnete Ziel besteht darin, Lernen zu fördern und die Mündigkeit der Lernenden im Sinne der Aufklärung zu unterstützen.

Proximale Prozesse

Proximale Prozesse sind regelmäßig stattfindende, an Komplexität zunehmende Interaktionen, die einen substanziellen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern haben und finden überwiegend in Mikrokontexten (z.B. Schule und Familie) statt.

Sozialisation

Sozialisation ist der lebenslange Prozess, in dem Individuen durch Interaktionen mit ihrer sozialen, kulturellen und materiellen Umwelt die Fähigkeiten, Normen und Werte erwerben, die notwendig sind, um als handlungsfähige Persönlichkeiten in einer Gesellschaft zu agieren. Dieser Prozess umfasst sowohl gezielte Erziehungseinflüsse als auch beiläufige Lernprozesse, die über die verschiedenen Lebensphasen hinweg wirken.

Wohlbefinden

Hedonisches Wohlbefinden ist das subjektive Wohlbefinden und wird durch das Erleben positiver Emotionen, Vergnügen, Zufriedenheit und der Abwesenheit negativer Emotionen charakterisiert.

Eudaimonisches Wohlbefinden beschreibt die Verwirklichung eines guten, sinnvollen, die menschlichen Potenziale ausschöpfenden Lebens.

Kindliches Wohlbefinden fokussiert das Befinden, die Zufriedenheit und Emotionen von Kindern und kann in mehrere verschiedene Ebenen und Dimensionen eingeteilt werden.

Themenbaustein Kinderrechte

Beutelsbacher Konsens

Darüber hinaus geht Kultusministerin Hamburg auf den sogenannten „Beutelsbacher Konsens“ ein. Der seit 1976 folgende Grundsätze für den Unterricht bestimmt:
das Indoktrinationsverbot (Überwältigungsverbot)
das Kontroversitätsgebot
und die Schüler:innen-Orientierung
„Lehrkräfte dürfen Schülerinnen und Schülern ihre eigene Meinung nicht aufzwingen, der Unterricht muss ausgewogen verschiedene, auch gegensätzliche Positionen zur Geltung kommen lassen und den Schülerinnen und Schülern Kompetenzen vermitteln, um eigenständig Politik und Gesellschaft analysieren zu können.“ (Niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg, 2024)

Diskriminierung

Als Diskriminierung gelten Benachteiligungen dann, wenn sie sich auf sogenannte schützenswerte Merkmale der Persönlichkeit beziehen. Die Festlegung der Merkmale als schützenswert basiert auf historisch gewachsenen Machtstrukturen.  Als schützenswerte Merkmale gelten: 

  • Alter
  • Behinderung oder chronische Erkrankung
  • ethnische Herkunft
  • Geschlecht
  • Religion oder Weltanschauung
  • sexuelle Identität/Orientierung
  • u. U. auch sozio-ökonomischer Status (z. B. im Berliner Schulgesetz § 2 Abs. 1)

unmittelbare Diskriminierung

Die unmittelbare Diskriminierung bedeutet, dass obwohl gleiche Voraussetzungen vorliegen, eine Ungleichbehandlung aufgrund eines schützenswerten Merkmals erfolgt.

mittelbare Diskriminierung

Die mittelbare Diskriminierung bedeutet, dass obwohl ungleiche Voraussetzungen vorliegen, eine Gleichbehandlung trotz eines schützenswerten Merkmals erfolgt.

Funktionale Partizipation

Die funktionale Partizipation nach Reitz (2015) wird auch als instrumentelle Partizipation bezeichnet. Funktionale Formen von Partizipation in der Schule sind z. B. die Abstimmung aus einer vorgegebenen Auswahl. Funktionale Formen der Partizipation sind weniger geeignet, um Verantwortung für den Lehr-Lernprozess mit den Schüler*innen zu teilen (vgl. Reitz 2015). Sie läuft Gefahr zu einer Pseudopartizipation zu werden – also einer vorgetäuschten Teilhabe und Beteiligung – wenn die Partizipation nicht als grundlegendes Prinzip des Miteinanders verstanden wird.

Gleichheitsgrundsatz

Verfassungsrechtlich ist der Gleichheits(grund)satz im Artikel 3 des Grundgesetzes formuliert: 

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 3 

  1. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
  2. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
  3. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

“Dies bedeutet, dass Gleiche gleich und Ungleiche ungleich behandelt werden. (vgl. Begriff „Diskriminierung, mittelbare und unmittelbare“).

Interindividuelle Variabilität

Unterschiede zwischen Individuen einer Gruppe (z. B. Schulklasse, Alterskohorte etc.)

Kindeswohl

Der Begriff des Kindeswohls fungiert insbesondere als juristischer Begriff. Das Kindeswohl wird im Zusammenhang mit dem Schutz des Kindes z. B. vor Missbrauch und Gewalt verwendet und findet sich sprachlich daher in der sogenannten Kindeswohlgefährdung wieder.

„Dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes zufolge ist das Kindeswohl je nach den gesellschaftlichen Verhältnissen wandelbar. Weiter betont der Ausschuss, dass das Kindeswohl nur dann sachgerecht bestimmt werden könne, wenn das Kind als Person mit eigenen Positionen anerkannt und in Anlehnung an das Recht auf Mitsprache nach Art. 12 UN-KRK in Entscheidungen einbezogen werde.” (Deutscher Bundestag. Wissenschaftliche Dienste. 2020)

Nachteilsausgleich

Nachteilsausgleichende Maßnahmen sind nicht nur für die Schulen auch für die Hochschulen vorgesehen, um Benachteiligungen auszugleichen:

„Ein Anspruch eines Schülers, einer Schülerin auf einen Nachteilsausgleich ist grundsätzlich zu prüfen, wenn zu vermuten oder zu erwarten ist, dass eine Schülerin oder ein Schüler aufgrund besonderer Umstände keinen Zugang zu einem Lerngegenstand oder zu einer Aufgabenstellung hat sowie zu einer gegebenen Zeit das tatsächlich vorhandene Leistungsvermögen nicht realisieren kann. Der Nachteilsausgleich kann also sowohl in Lernsituationen als auch bei Leistungsfeststellungen gewährt werden.“ (Niedersächsisches Kultusministerium o. J.)

Neutralitätsgebot

„Das sogenannte Neutralitätsgebot ist ein wesentlicher Grundsatz des Beamtentums, der im Beamtenstatusgesetz (BeamtStG) § 33 (1) und (2) und im Bundesbeamtengesetz (BBG) § 60 (1) und (2) sowie in den jeweiligen Landesgesetzen neben der Mäßigung und Verfassungstreue als Grundpflicht verankert ist. Die Paragraphen sind im Wortlaut gleich und schreiben folgende Pflichten für Beamt*innen und damit auch für verbeamtete Lehrkräfte fest:

(1) Beamtinnen und Beamte dienen dem ganzen Volk, nicht einer Partei. Sie haben ihre Aufgaben unparteiisch und gerecht zu erfüllen und ihr Amt zum Wohl der Allgemeinheit zu führen. Beamtinnen und Beamte müssen sich durch ihr gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen und für deren Erhaltung eintreten.

(2) Beamtinnen und Beamte haben bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren, die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergibt.(BBG § 60 (1) und (2), BeamtStG § 33 (1) und (2) sowie NBeamtStG § 33 (1) und (2)).

Für tarifbeschäftigte Lehrkräfte gelten übrigens die gleichen Pflichten; sie sind im Tarifvertrag der Länder (TV-L) in § 3 als Allgemeine Arbeitsbedingungen formuliert. Lehrkräfte müssen also nicht im semantischen Sinne neutral sein; das dürfen sie auch nicht, da sie für das Grundgesetz und die darin festgeschriebenen Menschenrechte einstehen müssen.“
(Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen (GEW), 2025)

Rechtebasierte Partizipation

Schüler*innen-Vertretungen können als ein Beispiel für rechtebasierte Partizipation genannt werden, denn diese Beteiligung gilt als eine Form, in der das Recht zur Partizipation nicht vom good will der Erwachsenen abhängt, sondern als Grundprinzip des Miteinanders in der Schule existiert.

Sozio-ökonomischer Status

Der sozio-ökonomische Status bemisst sich i. d. R. am Einkommen, dem Beruf und dem Bildungsgrad der Eltern.

Themenbaustein Gesundheit

Anforderungen

Nach dem SAR-Modell die Aufgaben oder Bedingungen, mit denen sich das Individuum im alltäglichen Leben auseinandersetzen muss. Sie lassen sich in interne Anforderungen, die sich an den biologischen, psychischen und sozialen Bedürfnissen des Individuums orientieren und externe Anforderungen, die aus der räumlich-physikalischen und sozialen Umwelt an das Individuum herangetragen werden, unterscheiden. 

Bewältigungsverhalten

Die Form der Auseinandersetzung eines Individuums mit (psychisch wie physisch) herausfordernden Situationen. Sie ergibt sich aus einem Zusammenspiel von Anforderungen, Ressourcen und der subjektiven Bewertung von beiden und umfasst spezifische Handlungsstrategien. Ein wirksames Bewältigungsverhalten stärkt das gesundheitliche Wohlbefinden.

Gesundheit-Krankheit-Kontinuum

Die Annahme nach Antonovsky (1979), dass der gesundheitliche Zustand eines Individuums auf einer Spanne zwischen den (praktisch unerreichten) Extrempunkten von völliger Gesundheit und völliger Krankheit zu verorten ist und sich fortlaufend mit den Lebensbedingungen und -umständen verändert.

Health Literacy / Gesundheitskompetenz

Gesundheitskompetenz umfasst nach Definition des European Health Literacy Consortium (Sørensen et al., 2012) das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Mit Gesundheitskompetenz lassen sich informierte Entscheidungen treffen, die die gesundheitliche Lebensqualität erhalten oder verbessern.

Psychosomatik

Wechselwirkungen zwischen Seele (Psyche) und Körper (Soma). Starke und lang anhaltende psychische Belastungen können physiologische Reaktionen auslösen, die sich in körperlichen Beschwerden (z. B. Gliederschmerzen, Verdauungsprobleme usw.) äußern. Umgekehrt können schwere körperliche Erkrankungen auch die seelische Verfassung beeinträchtigen. 

Resilienz

Die Fähigkeit einer Person, starken Belastungen, Widrigkeiten und Rückschlägen zu begegnen und gesundheitsförderlich zu verarbeiten – also ein Marker für ihre psychische Robustheit. Sie bildet den Gegenbegriff zur Vulnerabilität.

Ressourcen

Nach dem SAR-Modell alle Kräfte und Fähigkeiten, welche das Individuum zur Bewältigung der sich ihm stellenden Anforderungen einsetzen kann. Sie lassen sich in interne Ressourcen (z. B. Selbstwirksamkeit, Kreativität) und externe Ressourcen (z. B. ein soziales Unterstützungsnetzwerk, materielle Ressourcen) ausdifferenzieren.

Systematisches Anforderung-Ressourcen Modell

Das SAR-Modell ist ein Theoriemodell nach dem Psychologen Peter Becker, welches den Gesundheitszustand von Individuen zu erklären versucht.

Vulnerabilität

Die Verletzlichkeit einer Person aufgrund von (zumindest subjektiv) geringeren zur Verfügung stehenden Ressourcen. Sie kann sich z. B. auf gesundheitliches Wohlbefinden beziehen. Vulnerabilität bildet den Gegenbegriff zu Resilienz. 

Themenbaustein Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehung

Autonomieantinomie

“Autonomie, zunächst gedacht als die Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von Individuen oder Gruppen, und Heteronomie, in diesem Fall als Fremdbestimmung durch Andere oder Institutionen verstanden”. (Katenbrink 2014)

Die Bedeutung von Autonomie als ein grundlegendes Bedürfnis von Lernenden, das ihre Motivationslage mitbestimmt, findet sich im strukturtheoretischen Ansatz als eine der grundlegenden Spannungen in der Schulpraxis wieder. Zu Beginn der Schulzeit sind die Schüler*innen noch stärker auf eine Außenanleitung angewiesen. Aufgrund der Rahmenbedingungen in der Schule besteht die Gefahr, dass die Anleitung überhand nimmt. Ein weiterer Widerspruch, der unter der Autonomieantinomie gefasst wird, besteht in dem im Bildungsauftrag (NSchG §2) festgehaltenen Anspruch, dass die Schüler*innen zunehmend Autonomie erlangen sollen, während das System Schule eine Pflichtinstitution ist, die die Schüler:innen aufgrund der Schulpflicht besuchen müssen.

Differenzierungsantinomie

Die Herausforderung für das pädagogische Handeln in der Differenzierungsantinomie liegt darin, die heterogenen Lernvoraussetzungen der Schüler*innen für ihren Lernprozess zu berücksichtigen. Dies kann bedeuten, dass Schüler*innen unterschiedlich behandelt werden, um ihnen gleiche Bildungschancen zu eröffnen. Ein Beispiel aus der Schulpraxis, das diesem Prinzip der Differenzierung folgt, ist der sogenannte Nachteilsausgleich. „Folgt man diesem Gedanken, so zeigt sich, dass das Verhältnis von Differenz und Gleichheit in Bezug auf das professionelle Handeln von Lehrpersonen im (inklusiven) Unterricht keineswegs den Charakter einer unauflösbaren Antinomie hat,” sondern “lernbar ist.” (Seitz 2020)

Kompetenzen

Kompetenzen werden nach Weinert (2001, S. 27 f.) wie folgt definiert: Kompetenzen sind „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernten kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreiche und verantwortungsvoll nutzen zu können.“

Praxisantinomie

“Die Praxisantinomie beschreibt den Widerspruch, dass Unterricht stets Entscheidungszwängen unterliegt, die eigentlich theoretisch reflektiert, zumindest aber überdacht werden sollten, denen in der Praxis jedoch stets situativ und somit unter Handlungs- und Zeitdruck begegnet werden muss.” (Ukley 2021)

Sichere Bindung

„Eine sichere Bindung erlaubt dem Kind das größtmögliche Maß an Vielfalt im gegensätzlichen Verhaltensspektrum von Bindung und Exploration. Bei sicherer Bindung ist die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Bindungspersonen und die Sachumwelt flexibel und ausbalanciert ausgerichtet. Das Kind ist offen für Erfahrungen und kann seine Gefühle ausdrücken. Sicher gebundene Kinder erleben ihre Bindungsperson als zuverlässig feinfühlig. Die Strategie des Kindes in bindungsrelevanten Situationen lautet: ›Ich weiß und kann darauf vertrauen, dass ich mich in Stresssituationen an dich wenden kann, um Trost und Sicherheit zur Bewältigung meiner beunruhigenden Gefühle zu erfahren, um mich danach wieder meinen Spielaktivitäten zuzuwenden.‹“ (Huber 2024, S. 53f.)

Symmetrieantinomie

“Im Lehrerhandeln und im System Schule gibt es spezielle Formen der ‚Asymmetrie‘. Im sozialen Miteinander ist es deshalb professionell, dass Lehrende ihren Vorsprung nicht ‚ausspielen‘”. (Hanstein 2022)

Dem pädagogischen Handeln liegen vielfältige Asymmetrien zugrunde.

  • z.B. Wissens- und Fähigkeitsungleichheit
  • z.B. Sanktionsmacht (Machtasymmetrien)

Unsicher-desorganisierte Bindung

„Unsicher-desorganisiert gebundene Kinder erleben ihre Bindungsperson als überwältigend ängstigend, unsicher oder chaotisch. Die Strategie des Kindes in bindungsrelevanten Situationen lautet: ›Obwohl ich dich dringend zum Schutz und zum Sicherheitstanken bräuchte, macht mir dein Verhalten so viel Angst und verstört mich so sehr, dass ich keine innere Ordnung mehr finden kann.

Deswegen werde ich selbst chaotisch und zeige verwirrende Verhaltensweisen, um damit selbst fertig zu werden.‹“ (Huber 2024, S. 59)

Themenbaustein Familie

Bindungstypen

  • ‚Sicher‘ gebundene Kinder wissen, dass ihre Eltern ihnen in Stress- oder Angstsituationen zur Seite stehen und erfahren bedürfnisbezogene Reaktionen der Bindungspersonen
  • Kinder mit ‚unsicher-ambivalenter‘ Bindung haben keine Gewissheit, ob  und wenn ja, sie sich auf ihre Eltern verlassen können, entwickeln Trennungsängste und klammern
  • ‚unsicher-vermeidend‘ gebundene Kinder  wissen, dass sie von ihren Eltern nur Ablehnung zu erwarten haben und versuchen auf Zuneigung und fremde Hilfe zu verzichten (Bowlby 2024)
  • Kinder mit ‚desorganisiertem‘ Bindungsverhalten  suchen und meiden gleichzeitig die Nähe ihrer Bezugsperson, die vom Kind gleichzeitig als ängstigend und Sicherheit gebend erfahren wird. Es zeigen sich Anomalien im Verhalten zur Bezugsperson, bizarre Verhaltensweisen (z.B. sich drehen, schaukeln, schreien, wie gelähmt sein)

Elternschaft

Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat. 
Vater eines Kindes ist der Mann, …

  1. … der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist, 
  2. … der die Vaterschaft anerkannt hat oder 
  3. … dessen Vaterschaft nach §1600d oder § 182 Abs. 1 des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit gerichtlich festgestellt ist.

Erziehungsstile

  • Autoritativer Erziehungsstil: Eltern verknüpfen emotionale Wärme und Liebe mit der Förderung von Autonomie und Selbstständigkeit. Die Eltern gehen auf die kindlichen Bedürfnisse ein, stellen angemessene Anforderungen, setzen aber auch klare Grenzen.
  • Autoritärer Erziehungsstil: Der autoritäre Erziehungsstil lässt sich durch die Betonung von Disziplin, Gehorsam und Macht sowie einer hohen elterlichen Kontrolle charakterisieren und ist besonders eltern- und wenig kindzentriert.
  • Permissiver Erziehungsstil: Die Eltern zeigen sich als nachgiebig und gering kontrollierend, wodurch dem Kind sehr hohe Freiheitsgrade eingeräumt werden. Dieser Erziehungsstil lässt sich als kindzentriert und warmherzig beschreiben
  • Vernachlässigender Erziehungsstil: Es fehlt jegliches elterliches Engagement für das Wohlergehen der Kinder. Hier zeigt sich keine Orientierung an den kindlichen Bedürfnissen, auch findet wenig Lenkung und Kontrolle statt.

Familie

Familie ist im Vergleich zu anderen Lebensformen durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

„(1) durch ihre ‚biologisch-soziale Doppelnatur‘ (König 2002: 57), d.h. durch die Übernahme der biologischen und sozialen Reproduktions- und Sozialisationsfunktion neben anderen gesellschaftlichen Funktionen, die kulturell variabel sind,
(2) durch die Generationsdifferenzierung (z.B. durch das Vorhandensein von Urgroßeltern/Großeltern/Eltern/Kind(er) und dadurch, dass
(3) zwischen ihren Mitgliedern (besteht) ein spezifisches Kooperations- und Solidaritätsverhältnis (…), aus dem heraus Rollendefinitionen festgelegt sind“ (Nave-Herz 2013: 36).

Home-based-involvement

Zum home-based-involvement werden lernunterstützende Aktivitäten der Eltern im Rahmen des häuslichen Lernens gezählt, wie bspw. die Hilfestellung bei Hausaufgaben, die Vorbereitung auf Klassenarbeiten sowie die Kommunikation in der Familie über schulische Themen.

Pluralisierung von Familienformen

Erhebliche Veränderungsprozesse, die im Hinblick auf Familie bzw. private Lebensformen stattfinden.

School-based-involvement

Unter school-based-involvement werden alle elterlichen Verhaltensweisen verstanden, die Aktivitäten oder Interaktionen der Eltern im Raum Schule beinhalten, wie bspw. Tür- und Angel-Gespräche mit dem pädagogischen Personal, der Besuch von Elternsprechstunden sowie die Mithilfe bei Schulfesten und -ausflügen. Über dieses elterliche Engagement wird den Kindern signalisiert, dass Eltern interessiert sind und Anteil haben an der Lebenswelt Schule.

Soziale Elternschaft

Die soziale Elternschaft entsteht, wenn eine bestehende Elternschaftsbeziehung zwischen zwei rechtlichen Eltern durch Trennung, Scheidung oder Tod eines Elternteils aufgelöst wird und mindestens einer der beiden Elternteile eine neue Partnerschaftsbeziehung eingeht und von diesem neuen Partner bzw. der neuen Partnerin Elternschaftsaufgaben übernommen werden.

Themenbaustein Wohlbefinden von Kindern

Armut

Der Begriff bezeichnet eine Mangellage. Unterschieden wird Armut in absolute, relative und bekämpfte Armut.

  • absolute Armut: Von absoluter Armut betroffene Menschen sind unmittelbar in ihrem Überleben bedroht.
  • relative Armut: Diese liegt vor, wenn im Verhältnis zu der Einkommenssituation der Bevölkerung ein bestimmter Wert unterschritten wird.
  • bekämpfte Armut: Bei einer festgestellten Mangellage wird dieser durch staatliche Maßnahmen entgegengewirkt (wie in Deutschland bspw. durch das Bürgergeld).

Child Well-being

Das Konzept stellt eine ganzheitliche Betrachtung des Zustandes von Kindern und Jugendlichen dar, der Aspekte wie Wohlstand und Lebensqualität beinhaltet. Ihm liegt der Gedanke zugrunde, dass das kindliche Wohlbefinden umfassend und in verschiedenen Lebensbereichen erhoben werden muss. Ausgehend von diesem Konzept brauchen Kinder für ihre positive Entwicklung u.a. finanziellen Zugang zu Bildung, gute Beziehungen zu ihrem Umfeld, einen guten Gesundheitszustand und eine gute Gesundheitsversorgung, Schutz vor Gewalt und ein sicheres Lebensumfeld.  

Haushaltsnettoäquivalenzeinkommen

Maß, das dazu dient, Einkommensverhältnisse von Haushalten vergleichbar zu machen. Es wird berücksichtigt, ob eine Person alleine oder mit eine*m Partnern*in zusammenlebt, ob Kinder von dem Einkommen versorgt werden müssen und wenn ja, wie alt sie sind, und welches Einkommen ggf. der/die Partner*in oder andere Familienangehörige haben.

Mortalitätsrate

Die Anzahl der Todesfälle bezogen auf die Gesamtanzahl einer bestimmten Gruppe. Speziell für Kinder wird die Kindersterblichkeit häufig gemessen durch die verstorbenen unter 5-Jährigen auf 1.000 Lebendgeborene.

Subjektives Wohlbefinden

In Zusammenhang mit Well-being von Kindern und Jugendlichen ein Ansatz, der sie sie als Expert*innen für ihr eigenes Leben betrachtet und ihre Perspektive selber in den Vordergrund stellt.

Well-being

Das Konzept Well-being (auf Deutsch: Wohlbefinden) stellt eine ganzheitliche Betrachtung des Zustandes von Individuen dar, der Aspekte wie Wohlstand und Lebensqualität beinhaltet.

Themenbaustein Identität

Entwicklungsaufgaben

Entwicklungsaufgaben sind kulturell und gesellschaftlich geprägte Erwartungen und Anforderungen, die an Individuen in bestimmten Lebensphasen gestellt werden. Ihre erfolgreiche Bewältigung ist notwendig, um in die jeweils nächste Entwicklungsstufe überzugehen. Welche Aufgaben konkret zu bewältigen sind, hängt vom Alter, dem historischen und kulturellen Kontext sowie von individuellen Lebensbedingungen ab und orientiert sich an gesellschaftlichen Normen, Rollenbildern und Erwartungen.

Feedbackschleifen

Feedbackschleifen bezeichnen den Abgleich zwischen äußeren Wahrnehmungen und Anforderungen (z. B. das Bild anderer) und inneren Erwartungen und Werten. Stimmen diese überein, stabilisiert sich die Identität – bei Abweichungen kommt es zu Anpassungen. 

Formen der Selbstwahrnehmung

  1. kognitive Selbstwahrnehmung: Wahrnehmung des eigenen Selbst auf kognitiver Ebene
  2. emotionale Selbstwahrnehmung: Wahrnehmung der eigenen Emotionen
  3. soziale Selbstwahrnehmung: Wahrnehmung der Einschätzung der eigenen Person durch andere, das, was Abels als das reflektierte Ich bezeichnen würde
  4. produktorientierte Selbstwahrnehmung: Wahrnehmung des Produkts/Resultats eigenen Handelns

Identität

Identität ist das Bewusstsein, ein unverwechselbares Individuum mit einer eigenen Lebensgeschichte zu sein, in seinem Handeln eine gewisse Konsequenz zu zeigen und in der Auseinandersetzung mit anderen eine Balance zwischen individuellen Ansprüchen und sozialen Erwartungen gefunden zu haben.

Impulsives Ich

Das „Ich“ bzw. impulsive Ich ist ein vorsozialer und unbewusster Persönlichkeitsanteil, durch den sinnliche und körperliche Bedürfnisse spontan ins Bewusstsein treten. Es strebt unmittelbar nach deren Befriedigung, ohne Rücksicht auf soziale Regeln oder Konsequenzen zu nehmen.

Jugend

Jugend, auch als Phase der Adoleszenz bezeichnet, ist aus soziologischer Sicht die Lebensphase, in der ein Mensch von der Gesellschaft nicht mehr als Kind betrachtet wird, jedoch noch nicht alle Rechte, Rollen und Pflichten eines Erwachsenen erhält. Diese Übergangsphase ist kulturell und gesellschaftlich unterschiedlich definiert und nicht allein durch biologische Merkmale wie die Pubertät bestimmt.

Reflektiertes Ich

Das „Me“ bzw. reflektierte Ich umfasst die Bilder, Ansichten und Haltungen, die andere mit der eigenen Person verbinden. Es entsteht aus Erinnerungen an Reaktionen und Wahrnehmungen durch andere sowie aus aktuellen sozialen Erwartungen. Als Bewertungsinstanz hilft es, spontane Impulse zu strukturieren, und bildet zugleich einen zentralen Bestandteil des entstehenden Selbstbildes.

Self

Das „Self“ ist die Synthese aus „Ich“ und „Me“, also aus dem impulsiven und reflektiertem Ich.

Stigma

Ein Stigma ist ein Attribut einer Person, das in einer Gesellschaft (oder in einem sozialen Milieu) als Abweichung von der Normalität gilt und es bildet die Grundlage dafür, dass Personen nicht den vollständigen Status eines normalen Mitglieds der Gesellschaft erreicht.

Themenbaustein Heterogenität

Bildungsrenditen

Bildungsrenditen sind das, was letztendlich aus dem Bildungsverlauf resultiert, also die erwarteten Berufs- und Einkommenschancen. 

Heterogenität

Heterogenität bedeutet Verschiedenartigkeit und damit sind in Zusammenhang mit Schüler*innen die zahlreichen Unterschiede zwischen ihnen gemeint. 

Heterogenitätsdimensionen

Unter Heterogenitätsdimensionen bei Schüler*innen werden die verschiedenen Merkmale verstanden, in denen sich die Kinder und Jugendlichen unterscheiden. die Die wichtigsten sind die soziale Herkunft, der Migrationshintergrund, der Gesundheitszustand bzw. Beeinträchtigungen und das Geschlecht. Auch kultureller Hintergrund, Verhalten, Alter, Persönlichkeit, Religion und Vorwissen sind Heterogenitätsdimensionen. 

Inklusion

Unter Inklusion wird die die gemeinsame Beschulung von Kindern mit Förderbedarfen und Kindern ohne Förderbedarfe auf Regelschulen verstanden.

Intersektionlaität

Intersektionalität meint, dass gleichzeitig mehrere Merkmale vorliegen, die sich nachteilig auf Personen auswirken. Der Grundgedanke ist hier, dass mehrere spezifische Benachteiligungen neue Formen der Diskriminierung oder Benachteiligung mit sich bringen können.

Soziale Herkunft

Der sozioökonomische Status der Eltern wird häufig abgekürzt als die soziale Herkunft der Kinder und Jugendlichen bezeichnet. Gemeint sind also zusammenfassend verschiedene Komponenten, nämlich das Einkommen, der Bildungsgrad und die berufliche Stellung der Eltern/des Elternteils.

Soziale Herkunftseffekte

Die Wirkung der sozialen Herkunft auf Bildungserfolg kann in drei Effekte differenziert werden.

  • primärer sozialer Herkunftseffekt: Kinder haben unterschiedliche kognitive Kompetenzen, Interessen usw. und können unterschiedlich (nach sozialer Schicht) durch Eltern gefördert werden. Hier bedingen also genetische Dispositionen und die Sozialisation im Elternhaus ein schichtspezifisches Leistungspotenzial der Kinder. 
  • sekundärer sozialer Herkunftseffekt: Das Leistungspotenzial des Kindes wird von den Eltern nicht erkannt, bzw. nicht entsprechend gefördert oder spezifische Vor- und Nachteile von Bildung werden schichtspezifisch anders eingeschätzt. Entsprechend sind die Bildungsentscheidungen der Eltern ungleich.
  • tertiärer sozialer Herkunftseffekt: Das Leistungspotenzial und die Erfolgserwartung von Schüler*innen wird seitens der Lehrkräfte aufgrund schichtspezifischer Verzerrungen/Wahrnehmungen unterschätzt bzw. überschätzt.

Soziale Ungleichheit

Unter dem Konzept der sozialen Ungleichheit wird verstanden, dass nicht alle Individuen oder Gruppen die gleichen Möglichkeiten haben, erstrebenswerte soziale Güter und/oder Positionen zu erlangen und ihre Lebenschancen dadurch unterschiedlich sind. Erstrebenswerte Güter können bspw. Einkommen und Vermögen, Bildung oder Ansehen und Status sein.

Statusverlust

Je höher die soziale Herkunft ist desto eher soll auch eine Reduzierung des Status vermieden werden, d. h. Eltern mit einem hohen Status möchten für ihre Kinder mindestens den gleichen Status (dieses Phänomen bezeichnet man als die Angst vor Statusverlust).

Struktur- und Prozessmerkmale

In Zusammenhang mit Bildungserfolg kann eine Unterscheidung in Struktur- und Prozessmerkmale vorgenommen werden. Unter Strukturmerkmale versteht man bspw. das Bildungsniveau oder die finanziellen Möglichkeiten der Eltern. Prozessmerkmale sind die Sozialisation im Elternhaus, also bspw. die kulturelle Praxis, die in Aktivitäten mit dem Kind bestehen kann, im Konsumverhalten oder in der kommunikativen und sozialen Praxis.

Themenbaustein Peers

Clique

Freundschaftskreis, der sich als miteinander verbunden versteht und enge Kontakte untereinander pflegt. Ihre Mitglieder geben sich gegenseitig Hilfe, Unterstützung und soziale Sicherheit. Die affektiven Verbindungen sind jedoch zumeist weniger eng als bei (dyadischen) Freundschaften und lösen sich daher manchmal auch wieder auf oder verändern sich.

Entwicklungsaufgaben

Ein Konzept aus der Entwicklungspsychologie. Heranwachsende müssen demnach lebensaltertypische Aufgaben und Herausforderungen bewältigen, um gesellschaftsfähig zu werden bzw. bleiben und persönliches Wachstum zu ermöglichen (z. B. Identitätskonstruktion, Erlernen von Regeln des sozialen Miteinanders usw.). Entwicklungsaufgaben stellen sich nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern in jeder Altersspanne und sind unumgänglich.

Gegenwelt

Peerkontakte können in manchen Fällen einen Bereich bilden, der sich in seiner Funktionslogik grundlegend gegen die Erwartungen in anderen Lebensbereichen (vor allem Schule und Familie) richtet. Heranwachsende grenzen sich bewusst von Normen und (Leistungs-)Erwartungen von Eltern, Lehrkräften etc. ab und bestärken sich darin gegenseitig, was auch Schulabsentismus bedingen kann.

Parallelwelt

Peerkontakte können einen funktionalen Ausgleich zu schulischen und familialen Belastungen darstellen. Peers fungieren in diesem Fall als Schutz- und Erholungsraum, der nur geringe Anforderungen an die Heranwachsenden stellt, dafür aber emotionale Zuwendung, Verständnis und Motivation bereithält.

Peer Involvement

Der Einbezug von Jugendlichen in implizite oder explizite Peer-to-Peer-Lernprozesse, um Erfahrungswissen auszutauschen, Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und Verhaltensänderungen anzuregen. Peer Involvement lässt sich in vier Unterarten differenzieren:

  1. Peer Education: Freiwillige und informelle Lernprozesse von Jugendlichen untereinander, die zumeist an außerschulischen Orten stattfinden.
  2. Peer Tutoring: Von Erwachsenen strukturierte und angeleitete Form der Wissensweitergabe unter Jugendlichen, die zumeist in formellerem Rahmen (z. B. dem Klassenverband) stattfindet. Dabei werden feste Tutor*innen festgelegt, die der/den anderen Person(en) Wissen vermittelt oder Verhaltensänderungen anregt.
  3. Peer Mediation: Vorbereitete Aushandlung sozialer Konflikte unter Heranwachsenden durch geschulte Streitschlichter*innen.
  4. Peer Counseling: Direkte face-to-face-Beratung von Jugendlichen durch Gleichaltrige. Die beratenden Peers (sog. Peer Educators) werden von Erwachsenen zur ihrer Beratungstätigkeit ausgebildet und begleitet, sind jedoch in der Beratung frei.

Peerkultur

Geteilte Vorstellungen von Verhaltensweisen, Themen, Interessen und Positionierungen, die gemeinsam von Gleichaltrigen in ihren täglichen Interaktionen hergestellt und verhandelt werden. Peerkultur produziert jeweils eigene Normen und Regeln für das Peerverhalten untereinander, wobei konformes Verhalten mit sozialer Akzeptanz und Anerkennung belohnt wird.

Peers

Personen, die sich durch eine Gleichrangigkeit als ebenbürtig in einer sozialen Interaktion darstellen. In der Kindheit- und Jugendforschung gelten diejenigen anderen Heranwachsenden als Peers (engl. „gleich“), die an einem ähnlichen Punkt in der Entwicklung stehen und daher vergleichbare altersspezifische Aufgaben und Herausforderungen bewältigen müssen. Peers sind ein fester Bestandteil der sozialen Umwelt von Heranwachsenden und die zentrale Gruppe, auf die sie ihr Verhalten beziehen.

Positive Peerkultur

Ein pädagogischer Arbeitsansatz, der mithilfe einer regelmäßig stattfindenden moderierten Gruppenarbeit versucht, Heranwachsende gegenseitig zur Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Probleme und Herausforderungen zu motivieren. Positive Peerkultur ist ein Beispiel für Peer Involvement.

Sozialisationsinstanz

Personen, Gruppen, Verbünde oder Institutionen, die dem Individuum das Erlernen gesellschaftlicher Werte und Normen, Symbole, Verhaltensweisen etc. ermöglichen. Beispiele dafür sind die Familie, Peers, die Schule oder auch Medien.

Themenbaustein Frühkindlichebildung

Affiliation

Affiliation bezieht sich darauf, dass mit Freizeitaktivitäten auch Bedürfnisse nach Zugehörigkeit erfüllt werden können, was insbesondere einen positiven Einfluss auf das soziale Wohlbefinden haben sollte. Freizeitaktivitäten mit Freunden oder im Kontext der Familie könnten in dieser Hinsicht einen positiven Effekt haben, während Computerspielen, oder Fernsehen sich hier auch negativ äußern könnten, wenn sie zu sehr abgekoppelt von weiteren sozialen Beziehungen stattfinden.

Autonomy

Autonomy wird mit Bezug zur Selbstbestimmungstheorie (Decy & Ryan 2003) als ein psychologisches Grundbedürfnis angesehen. Die Befriedigung dieses Grundbedürfnisses geht – so die Annahme – mit einer Erhöhung des subjektiven Wohlbefindens einher und hat positive Effekte auf die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserleben, Selbstwert, Autonomie.

Außerschulischer Lernort

„Unter einem Lernort sind alle Orte zu verstehen, die Lernprozesse anregen, ergänzen oder abrunden können“ (Marquard 2006, S. 12 nach Somrei 1997). Außerschulische Lernorte weisen oftmals folgende Merkmale auf:

  • „authentische“ Erfahrungen; „lebensweltorientierte“ Erfahrungen
  • Erfahrungen durch Sinne, „leibliches Erfahren“; „erlebnisorientierte Erfahrungen“
  • Bekannt- und Vertrautmachung mit Orten, die auch nach der Schule von Bedeutung sein können („lebenslanges Lernen“)
  • Partizipation

Detachment-Relaxation

Detachment-Relaxation verweisen darauf, dass Freizeitaktivitäten dazu dienen können, vom (schulischen) Leistungsdruck oder sonstigen Anforderungen entbunden zu werden, um Zeit für sich, zur Erholung oder für eigene Aktivitäten zu gewinnen. Musik hören, Lesen, Fernsehen, im Internet-Surfen usw. könnten hier angeführt werden als mögliche Aktivitäten.

Freizeit

Freizeit bezeichnet für Kinder und Jugendliche den vom Leistungs- und Lernstress freien Zeitraum, der Routinetätigkeiten und interaktive Aktivitäten wie Vorlesen, Spielen, Sport oder Mediennutzung umfasst. In der Familie gilt sie oft als gemeinsame „Quality-Time“.

Freizeitaktivitäten

Freizeitaktivitäten bieten Kindern und Jugendlichen Erfahrungsräume, in denen sie spielerisch Bedürfnisse befriedigen, soziale Regeln lernen und individuelle sowie soziale Kompetenzen entwickeln. Sie fördern eigenverantwortliches Handeln, Kommunikation und den Umgang mit Emotionen.

Grundsätze der außerfamilialen Kindertagesbetreuung

Außerfamiliale Kindertagesbetreuung umfasst öffentlich geförderte Einrichtungen wie Krippen, Kindergärten, Horte sowie die Kindertagespflege, in denen Kinder außerhalb der Familie betreut, gebildet und gefördert werden.

Informeller Bildungsprozess

Der informelle Bildungsprozess umfasst ungeplante und nicht beabsichtigte Lern- und Sozialisationsprozesse, die im alltäglichen Leben – etwa in Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft oder Vereinen – stattfinden. Er wird oft als Alltagsbildung bezeichnet.

Mastery

Mastery ist ein Mechanismus der darauf abzielt, stärker aktiv Gelegenheiten und Lernmöglichkeiten für sich mit Blick auf einzelne Aktivitäten zu ergreifen. Betont wird die „Beherrschung“ von Aktivitäten, die Weiterentwicklung von Fähigkeiten. Das gewissenhafte Erlernen eines Instruments oder die aktive Ausübung von Sport sind Beispiele für Beherrschung und Selbstwirksamkeit.

Meaning

Meaning bezieht sich darauf, dass Freizeitaktivitäten auch als sinnstiftende Aktivitäten interpretiert werden können, die für den Einzelnen wertvoll sind und wodurch das eigene Tun eine wertvolle Aktivität für einen Selbst oder für andere wird (z.B. durch Freiwilligendienste).

Themenbaustein Schulabsentismus

Aktiver Schulabsentismus

Der aktive Schulabsentismus liegt vor, wenn Schüler der Schule unentschuldigt fernbleiben, stundenweise oder tagesweise, bis zum völligen „Ausstieg“. Aktiver Schulabsentismus liegt auch vor, wenn Kinder selbst mit Entschuldigungen der Eltern über das vertretbare Maß an Fehlzeiten hinauskommen.

Schulabsentismus

Schulabsentismus ist die (rechtlich) unerlaubte Abwesenheit vom Schulunterricht.

Passiver Schulabsentismus

Bei passivem Absentismus ist das Kind zwar körperlich anwesend, beteiligt sich aber nicht am Unterricht, zeigt kein Interesse an der Schule oder Mitschülern oder stört den Unterricht in hohem Maße, so dass dadurch eine gewisse Blockadehaltung ersichtlich wird.

Prävalenz

Häufigkeiten eines Ereignisses oder eines Symptoms innerhalb eines genau festgelegten Zeitraums in einer festgelegten Population.

Prävalenzraten

Häufigkeiten eines Ereignisses oder eines Symptoms innerhalb eines genau festgelegten Zeitraums in einer festgelegten Population.

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